Erwartung gegenüber der Realität

Die ganzen Menschen innerhalb der verwinkelten Straßen, der Geruch der unterschiedlichsten Gewürze, die bunten Farben der Tuchhändler und die Märkte überall in der Stadt verteilt! Genau das war es was mein Freund und ich uns vorstellten, als wir unsere Reise gebucht haben und auch wenn viele Dinge zugetroffen haben, gestaltete sich die Reise doch anders als zunächst erwartet.

 

Insgesamt dauerte der Flug etwa drei und halb Stunden und am Flughafen wartet bereits unser Taxi Fahrer, welcher uns in unser kleines Riad mitten in Marrakech bringen sollte. Nachdem unser Gepäck eingeladen wurde befanden wir uns mitten auf den chaotischen Straßen Marokkos, alles war voll mit kleinen Motorrädern, links und rechts überholenden Taxis und hupenden Autos, die sich auch noch schnell dazwischen drängeln wollten. Unser Taxifahrer machte extra für uns marokkanische Musik an und bereits jetzt waren wir vollkommen begeistert von dem neuen Land.

Bei unserer Ankunft wurde das Gepäck direkt umgeladen in einen kleinen Bollerwagen und als letzten Tipp von unserem Fahrer bekamen wir gesagt, dass wir bloß dem Gepäckbeauftragten kein Geld geben sollen, wenn er danach frage. Und dann ging es los in das Getümmel.

Es regnete sehr stark so, dass wir unsere Jacken als Kapuze überzogen und versuchten mit unserem Gepäck schritt zu halten, was um diese Uhrzeit garnicht mal so einfach war. 

Alle Händler bauten bereits ihre Stände ab und ständig hörte man ein Mofa innerhalb der kleinen Straßen, welches neben Eselkutschen versuchte auch noch vorbei zu kommen. Auf unserem Weg kamen wir vorbei an Gewürzläden, Tabakhändlern, kleinen Bäckereien und Ständen, welche voll mit bunten Tüchern waren. 

Nach gefühlt zehn verwinkelten Gassen standen wir dann plötzlich vor einer Tür, welche sich als Eingang zu unserem Riad offenbarte. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir bereits sicher, dass ich den Weg niemals alleine zurückfinden würde. 

Im Riad angekommen wurden wir begrüßt von einer jungen Frau, die uns eines der fünf Zimmer zeigte und uns anschließend einen Minztee im Essbereich vorbereitete.

Total glücklich und überfordert von all den Eindrücken lehnten wir uns erst ein Mal zurück und ließen bei dem besten Minztee und in dem schönsten Riad, welches ich je gesehen habe (auch wenn es das Einzigste ist) die ganzen Eindrücke auf uns wirken.

An diesem Abend gingen wir nur noch schlafen und bekamen am nächsten Morgen ein typisch marokkanisches Frühstück, welches aus Süßwaren, kleinen Pfannkuchen, Brötchen und Marmeladen bestand. 

Bis zu diesem Zeitpunkt war alles so wie wir es uns vorgestellt haben, doch wenn mich meine Freunde heute fragen, wie es uns in Marokko gefallen hat, ist das ehrlich gesagt ein Teil unserer kleinen Reise, den ich nie erwähne.

Jetzt ging es auf in die Stadt. Da wir uns nur relativ wenig vorher informiert haben liefen wir einfach drauf los und wollten uns erstmal die kleinen Gassen anschauen. Die Straßen waren voll von Touristen, Bewohnern und Händler. Vermutlich auf Grund unserer Art stets ein wenig verloren auszusehen, wurden wir relativ schnell von einem Händler angesprochen der uns zu dem Hauptmarkt bringen wollte. Er erzählte uns, dass er als Stoffhändler arbeite, selber auch aus Marrakesch komme und uns ständig versicherte, dass er kein Geld von uns verlange. Im Augenwinkel erkannte ich ein weiteres Touristenpaar, welches auch von einem vermeindlichen Stoffhändler rumgeführt wurde, so dass die Situation zum ersten Mal ein wenig komisch erschien. Auch mein Freund erkannte dies, was automatisch dazu führt, dass wir beide uns unwohl in der Situation fühlten. Es dauerte nicht lange, bis wir von einer Touristin angesprochen wurde, dass dies eine Masche in Marokko sei um von den Touristen Geld zu verdienen, worauf unser Stoffhändler gleich versicherte, er wolle kein Geld haben. Naja, naiv und mit dem inneren Wissen, dass wir niemals zu dem großen Hauptmarkt gelangen würden, liefen wir also weiter mit :D

Wir gelangten schließlich in ein Gerberviertel und befanden uns dann auch schon mit einem Pfefferminzstrauch in der Hand mitten in der Gerberei.

Der Händler hatte recht behalten, er verlangte kein Geld, der Gerber hingegen reagierte auf unsere Antwort, dass wir nun gehen, mit der Aufforderung ihn für seine "Rundführung" zu bezahlen. Wäre ich alleine unterwegs gewesen hätte ich ihm schlussendlich vermutlich bezahlt, mein Freund hingegen schaffte es zum Glück sich durchzusetzen und schließlich zu gehen. Das was mir jedoch in dieser Situation wirklich (und ich gebe das nicht gerne zu) ein wenig Angst bereitete, war das Viertel in dem wir uns befanden.

Außer uns sahen wir kaum noch Touristen und es dauerte keine zehn Sekunden innerhalb denen wir angesprochen wurden Drogen zu kaufen. Nach etwa viertel Stunde fanden wir dann allerdings zum Glück zurück und schafften es dann auch zum Souk, einer der größten Märkte Marrakeschs. 

Auch wenn wir beide innerlich immer noch ein wenig aufgewühlt waren entschieden wir uns jetzt vielleicht doch ein wenig mehr zu überlegen, wo es hingehen soll. Wir entschieden uns für den Bahia Palast. 

Auf unserem Weg überquerten wir auch noch den Djemaa el Fna, wobei es sich um den zentralen Marktplatz Marokkos handelt. Meine Erwartungen für diesen Markt waren riesig, ich stellte mir so viele Gewürzstände, welche mit Trockenobst und Cashewkernen, Liköre und Schnäpse, die man probieren konnte vor und fragte mich bei unserem ankommen zunächst ob wir wirklich richtig waren.

Vor uns  zeigte sich ein riesiger Platz, auf dem sich vereinzelnd Stände befanden. Wir wurden ständig angesprochen von Männern, die einen kleinen Affen an einer Kette hielten,ob wir Fotos machen wollen und auf dem ganzen Markt erstreckte sich ein seltsamer Geruch, als ob das immer noch in meinen Gedanken vorhandene Trockenobst bereits schimmele. Alles in allem waren wir zu diesem Zeitpunkt einfach nur enttäuscht, von dem was vor uns war. 

Auf Grund der ganzen Menschen und den fahrenden Mofas, sowie den Rufen der Händler, war es fast unmöglich den Markt zu überqueren und um ehrlich zu sein, waren wir beide einfach nur froh als wir bei dem Bohia Palast angekommen waren.

Auch wenn man für den Palast ein wenig Eintritt bezahlen musste, hat sich dieser total gelohnt! 

Jede einzelne Decke und jeder Boden waren so filigran verarbeitet und in dem ganzen Palast herrschte so ein Ruhe und enspannte Atmosphäre, so dass man das Gefühl hatte sich an einem ganz anderen Ort im Vergleich zu dem Getümmel der Stadt zu befinden.  

Die Böden waren durchgehend mit Mosaik verarbeitet und es offenbarten sich mit Hilfe der gleichzeitig buntesten, als auch einstimmigsten Farben die schönsten Muster die ich je innerhalb eines Gebäudes gesehen habe. 

Das selbe Schema zeigte sich auch bei der Verkleidung der Decken innerhalb des Palasts, so dass jeder Raum aus vollkommen unterschiedlichen, dabei jedoch so zusammen passenden Verkleidungen bestand. 

In diesem Moment war der Palast sowohl für mich als auch für meinen Freund eine Art Ruhemonopol, dass uns in gewisser Weise neue Motivation nach unseren kleinen "Rückschlägen" gab. 

Da es nun bereits relativ spät wurde gingen wir zurück zum Riad und hatten zunächst den Plan auf unserem Weg noch eine Flasche Wein zu kaufen, welche wir dann abends gemütlich auf unserer Dachterrasse trinken würden. Also suchten wir mehrere Kioske doch (zu unserem Entsetzen) gab es keinen einzigen Markt der Alkohol verkaufte. 

Angekommen in dem Riad erfuhren wir dann von unserer Gastgeberin, dass der einzige Markt, der Alkohol verkauft nur mit einem Taxi zu erreichen war und es jetzt allerdings schon zu spät sei, außerdem zeigte sie uns einen Katalog für unterschiedliche Touren innerhalb Marokkos. 

Zum Glück überzeugte mich mein Freund von einer Bus Tour mit Übernachtung in der Sahara, welche bereits am nächsten Tag startete.

Am nächsten Morgen also wurden wir bereits abgeholt und starteten unser kleines Abenteuer in einem kleinen alten, ziemlich unstabilen neun sitzer Bus auf dem Weg Richtung Sahara.

Zunächst verließen wir Marrakesch, wo zu dieser Uhrzeit bereits wieder alles vorbereitet wurde für die Touristenanströme des bevorstehenden Tages.

Wir durchquerten auf unserem Weg das Atlas Gebirge und ich hätte zu diesem Zeitpunkt niemals erwartet, dass es sich immer noch um das Land Marokko handle, welches ich mit trockenen Flüssen und Ländern in Verbindung gebracht hätte. Denn vor uns zeigte sich ein Wald, welcher mich an den Tropenwald erinnert hat und alles war so unglaublich grün und saftig, dass wir wirklich zu zweifeln begannen wo wir waren. 

Es dauerte nicht lange da wechselte sich der Tropenwald mit Steingebirgen und riesigen Kliffen ab, die sich vor uns über tausende Meter erstreckten

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